Im November 2024 erschien im österreichischen Fachmagazin HAUSÄRZT:IN...
MehrHeutzutage wird das "Recht auf Gesundheit" oft als "Recht auf Medikamente" interpretiert. Was als Pharmazeutikalisierung des öffentlichen Gesundheitssystems beschrieben wird beinhaltet sowohl Chancen für Gesundung und Linderung als auch neue Risiken für Patient:innensicherheit und Nachhaltigkeit wie beispielsweise Übermedikalisierung, Polypharmazie und nachlassende Wirksamkeit.
Im Bereich der Gesundheitspolitik wird daher vielerorts ein "Less is More" ("Weniger ist Mehr")-Zugang propagiert als Teil quartärer Prävention mit dem Ziel der Verbesserung bestehender Services. Das Projekt schafft eine robustere evidenzbasierte Grundlage für diesen Zugang, indem es folgende Fragen stellt:
Bestehende Strategien setzen auf Leitfäden für Verschreiber:innen und damit indirekte Steuerung von Verwender:innen und Patient:innen. Aber nur wenig ist bekannt zu den Erfahrungen von Verschreiber:innen und Verwender:innen or zu den Bewegungen der Arzneimitteln im sozialen Raum - ihrer sogenannter "kulturellen Wirksamkeit". Somit ist nur wenig Evidenz bekannt, die eine kontextspezifische (politische) Strategie anleiten könnte.
Das Projekt sammelt Daten zur Arzneimittelverschreibung, -bewegung sowie -verwendung und entwickelt tragfähige Modelle, Regulationsstrategien und Leitfäden für die Einschätzung und Anwendung von Arzneimitteln mithilfe eines Ansatzes, der sich an den Erfahrungen von Stakeholdern ("Co-Kreation") orientiert.
Unser Projekt verwendet als Beispiele Antibiotika und Benzodiazepine - ganz unterschiedliche Arzneimittel mit doch ähnlichen Logiken. Unser Ansatz kombiniert Medizinanthropologie und Sozialmedizin, um ihre Verschreibung, Bewegung und Verwendung im Detail zu untersuchen.
Basierend auf neu generierten und bisher unbeachtet gebliebenen Daten erarbeiten wir ein dreistufiges Policy-Strategie-Konzept mit dem Ziel, bestehende Verschreibungsrichtlinien zu optimieren und die nachhaltige Verschreibung bzw. das “De-Prescribing” beider Medikamentengruppen anzuregen, wo dieses notwendig und empfehlenswert ist.
Die nachhaltige Sicherung und Zukunft des öffentlichen Gesundheitssystems liegt im wohlüberlegten Einsatz von Medikamenten und angesichts beschränkter ökonomischer Ressourcen, potentieller Nebenwirkungen und drohendem Wirkungsverlust in ihrer evidenzbasierten Sicherung.
Janina Kehr ist Professorin für Medizinanthropologie und Global Health am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien.
Igor Grabovac ist Mediziner und Public Health Experte in der Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin des Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien.
Lisa Lehner ist Post-Doc und Co-PI für "Less is More". Als interdisziplinäre Forscherin kombiniert sie medizinanthropologische sowie kritische Public Health Ansätze mit Science and Technology Studies.
Honja Hama ist seit Juni 2023 als Doktorandin im “Less is More“ Team tätig. Honja hat einen MSc in Sozioökonomie von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), wo sie sich auf die Themen Wohnen und Gesundheitsökonomie konzentrierte.
Miriam ist Forschungsadministratorin für "Less is More". Sie unterstützt das Team in allen organisatorischen sowie administrativen Plänen und Angelegenheiten.
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